Catlike – „Körper und Psyche verbinden“
Dipl.-Psychologe Philipp Alsleben, Heilpraktiker für Psychotherapie und Gründer der Catlike-Methode, im Gespräch mit LaVida


Philipp, was genau ist Catlike?
So nenne ich meinen Ansatz für persönliche Entwicklung und Heilungsprozesse. Ich wollte eine Systematik finden, die so effektiv und lebensnah ist, dass man ganz konkrete Verbesserungen direkt erfährt – und nicht erst nach drei Jahren Therapie! Dabei ist mir das Wichtigste an Catlike die Verbindung von Körper und Psyche. Denn die übliche Trennung von beidem ist die Hauptursache von Stress und Belastung. Catlike fokussiert darauf, Fähigkeiten und Kompetenzen zu entwickeln, und zwar durch unmittelbare Erfahrungen. Wir verändern uns durch Erfahrung, nicht durch reden und analysieren! Dabei arbeite ich prozessorientiert, das heißt, ich folge mehr dem Erleben und den Bedürfnissen des Klienten als äußeren Vorgaben. Ich behandle nicht, sondern unterstütze und verstärke den Fluss der Entwicklung oder Heilung. Das ist oft kreativ und spontan, auch wenn ich dabei festen Prinzipien folge.
Was bedeutet „Körper und Psyche verbinden“?
Unsere Gefühle, Gedanken, Wünsche usw. beruhen auf Körpererfahrungen. Wie haben wir z. B. gelernt zu zählen? Mit den Fingern. Unsere Persönlichkeit entsteht aus den psycho-somatischen Erfahrungen unserer Kindheit. Was wir erleben und fühlen, wird in den Muskeln und im Nervensystem gespeichert. Daraus ergeben sich Stärken und Schwächen, unterschiedliche Körperhaltungen und Charaktereigenschaften. Körper und Psyche sind eigentlich immer eine Einheit, aber es fühlt sich an wie eine neue Verbindung, wenn wir den Körper bewusst einbeziehen. Darauf basiert Catlike.
Warum der Name „Catlike“?
Diese Arbeit macht die Menschen geschmeidiger, stabiler, balancierter und selbstständiger. Denk an eine Katze: Sie ist robust und zentriert und gleichzeitig sehr familienbezogen und fürsorglich. Darum geht es. Und noch etwas: Katzen sehen sehr scharf im Dunkeln. Sie können nachts jagen! Catlike fokussiert auf das, was im Dunkeln liegt – z. B. auf Tabus.
… auf Tabus?
Ja, das, worüber man lieber nicht sprechen will! Da, wo es heiß und unsicher wird. Typische Tabus sind Aggressivität und Sexualität. Aggressivität ist „böse“ und Sexualität ist „pfui“. Damit kämpft fast jeder von uns. Aber ihre natürliche Grundlage im Körper ist sehr vitalisierend – und wir alle haben sie in uns. Wir brauchen Aggression, um Grenzen zu setzen und uns sicher zu fühlen! Und Sexualität ist wichtig für Kreativität, Spontaneität, einen wachen Geist und für den wunderbaren Magnetismus zwischen Menschen. Beides wirkt verjüngend und kräftigend, wenn wir sie nicht blockieren. Also müssen wir die Ängste und Blockaden lösen …
Wie sieht das in der Praxis aus?
Wenn jemand z. B. mit einem emotionalen Konflikt zu mir kommt, dann schauen wir, was sein Körper dazu sagt. Im Körper liegt der Schlüssel. Bei Verspannungen und Schmerzen – häufig Rücken- und Gelenkschmerzen – geht es darum, den emotionalen oder zwischenmenschlichen Konflikt darin zu erkennen und dann die Blockade auf der Körperebene aufzulösen – in Verbindung mit dem Konfliktthema. Dabei sind der Grundtonus und die Beweglichkeit in den Muskeln besonders wichtig.
Was haben Muskeln mit der Psyche zu tun?
Jeder Muskel hat auch eine psychische und soziale Funktion, das wird in der Medizin und im Sport nicht berücksichtigt. Ein Muskel kann durch starke emotionale Erlebnisse zu viel oder zu wenig Energie haben, was unsere Gefühle und Fähigkeiten beeinflusst. Schmerzende Muskeln haben meist eher zu wenig Energie und andere Muskeln kompensieren das mit chronischer Überspannung. Zu mir kommen oft Menschen mit ungeklärten und chronischen Symptomen, bei denen die Ärzte nicht weiter wissen. Ich helfe, emotionale und Trauma-Blockaden in den Muskeln zu lösen, wodurch Menschen beweglicher und freier werden – egal wie alt jemand ist.
Was würdest Du zum Beispiel bei Depression oder Erschöpfung machen?
Depression, Antriebsmangel, Überspanntheit … das ist ja etwas sehr Körperliches. Die Atmung ist flach und gebremst, und das Nervensystem hält Impulse so sehr zurück, dass die Muskeln starr oder wie gelähmt sind. Alles erscheint dann unglaublich anstrengend. Gefühle sind betäubt und die Gedanken rasen im Kopf, weil die Verbindung zum Körper fehlt! Ich helfe, die ursprünglichen Impulse wiederzuentdecken, sie in Bewegung zu bringen und sie dann im zwischenmenschlichen Kontakt als ganze Person mit neuen Gefühlen und Gedanken zu erleben.
Also geht es um mehr Ausdruck von Gefühlen und Impulsen?
Die eigentliche Baustelle sind nicht Gefühle oder Impulse, Kindheitserfahrungen oder der „Alltagsstress“, sondern unsere eingefahrenen unbewussten Schutzmechanismen. Sie blockieren uns innerlich und erdrücken unsere Lebendigkeit. An der Stelle brauchen wir Unterstützung für einen neuen, intelligenteren und gesünderen Umgang mit uns selbst. Dann können wir unseren echten Bedürfnissen und Wünschen freier folgen. Das Wichtigste für jeden Klienten ist es, eine positive, fühlbare Vision für die Zukunft, für das Leben zu entwickeln. Nicht stecken zu bleiben.


Hast Du ein Beispiel dafür?
Ein Klassiker ist Abgrenzung, also die Fähigkeit, „nein!“ und „stopp!“ sagen zu können. Sie fehlt uns fast allen mehr oder weniger, weil Eltern auf die Abgrenzung der Kinder häufig mit Ablehnung reagieren. Dann geben die Kinder ihre Grenzen auf. Wir schlucken fremde Anforderungen und unsere Wut runter, verlieren unseren Stolz und ziehen uns zurück. Oder wir verbarrikadieren uns so hart, dass wir unsozial werden. Die meisten Beziehungskonflikte entstehen aus fehlender Abgrenzung. Viele Menschen wissen gar nicht, was Grenzen überhaupt sind! Ich leite sie dann an, erstmal direkte Körpererfahrung mit Grenzen zu machen, sie zu spüren, zu setzen, zu halten … und sie merken, dass sich das saugut anfühlt! Befreiend. Denn Grenzen sind eigentlich Kontaktflächen: keine Grenze – kein Kontakt.
Also Abgrenzung ist wichtig – was noch?
Ich arbeite mit etwa zehn Grundkompetenzen, die wir in der Kindheit und Jugend über Bewegung und Körpererfahrung lernen und die unsere Persönlichkeit formen. Die wichtigste ist Zentrierung – das heißt, in der eigenen Mitte bleiben zu können und das Selbstgefühl nicht zu verlieren. Und dann brauchen Menschen oft bessere Erdung: das ist die Fähigkeit, Ideen und Gefühle mit dem Körper, mit der Hier-und-Jetzt-Realität zu verbinden. Das ist besonders wichtig nach Traumatisierungen, wenn Menschen ihr Körpergefühl und innere Sicherheit verloren haben. Aber ganz wichtig: diese Grundfähigkeiten entstehen nicht isoliert, sondern brauchen zur gesunden Entfaltung guten Kontakt!
Warum ist Kontakt so wichtig? Meinst Du Beziehung?
„Beziehung“ ist mir zu abstrakt. Ich meine ganz konkrete Kontakt-Erfahrungen, die immer erstmal körperlich sind: Kontakt ist: Berührung … sich anschauen … Resonanz spüren … Jede Beziehung hängt von der Qualität des Kontaktes ab. Das ist eine Kunst, die wir ein Leben lang lernen! Wenn wir etwas nicht im Kontakt teilen können, dann verkümmert es in uns. Das zweite Grundbedürfnis für volle Gesundheit nenne ich Würde. Wenn mir meine Würde in etwas fehlt, fühle ich mich nicht vollständig, nicht „richtig“ oder irgendwie verletzt und suche ständig nach Schutz oder Bestätigung, z. B. durch meine Arbeit oder Anpassung an eine Gruppe. Ohne Kontakt und Würde verlieren Menschen ihr Strahlen und ihren gesunden Stolz.
Kann man also lernen, stolz zu sein?
Oh ja, unbedingt! Unsere Kultur betrachtet Stolz eher misstrauisch und negativ. Aber er ist eine so wichtige Grundemotion bei allen Rudeltieren – wie uns Menschen – denn sie zeigt meiner Gruppe: „Seht, das hier ist gut! Das ist ein Vorbild für alle.“ Stolz macht, dass ich mich zeige. Das Gegenteil ist Scham – da will ich mich verstecken, weil ich mich falsch oder nicht angenommen fühle. Die sogenannten „sozialen Netzwerke“, Facebook usw. betrügen uns: wir wollen gesehen werden, aber es fehlt der echte Kontakt! Es gibt immer mehr unausgesprochene Scham und Angst, die nicht aufgelöst werden, weil guter Kontakt fehlt. „Ich bin stolz, eine Frau oder ein Mann zu sein“ – wer kann das ehrlich sagen und fühlen? Wir stecken da auch kulturell fest und brauchen neue Wege im Umgang mit uns selbst und mit anderen.
Gibt es in Deiner Arbeit auch eine spirituelle Ebene?
Oh ja, das ist ein sehr großes Thema … ! Ohne die geistige Ebene ist diese Arbeit … ist Heilung gar nicht möglich. Für mich bedeutet spirituell „das Ganze umfassend“. Wenn wir alles in uns verbinden: die feinstoffliche Ebene mit ihren vorgeburtlichen Prägungen, Muskeltonus, Körpergespür, Gefühle in der Begegnung, das intellektuelle Verstehen und die Poesie der richtigen Worte, dann kann die Verbundenheit mit „allem was ist“ ganz von selbst und spontan entstehen. Aber je weiter wir nach oben wollen, desto tiefere Wurzeln brauchen wir
Kann man also lernen, stolz zu sein?
Oh ja, unbedingt! Unsere Kultur betrachtet Stolz eher misstrauisch und negativ. Aber er ist eine so wichtige Grundemotion bei allen Rudeltieren – wie uns Menschen – denn sie zeigt meiner Gruppe: „Seht, das hier ist gut! Das ist ein Vorbild für alle.“ Stolz macht, dass ich mich zeige. Das Gegenteil ist Scham – da will ich mich verstecken, weil ich mich falsch oder nicht angenommen fühle. Die sogenannten „sozialen Netzwerke“, Facebook usw. betrügen uns: wir wollen gesehen werden, aber es fehlt der echte Kontakt! Es gibt immer mehr unausgesprochene Scham und Angst, die nicht aufgelöst werden, weil guter Kontakt fehlt. „Ich bin stolz, eine Frau oder ein Mann zu sein“ – wer kann das ehrlich sagen und fühlen? Wir stecken da auch kulturell fest und brauchen neue Wege im Umgang mit uns selbst und mit anderen.
Gibt es in Deiner Arbeit auch eine spirituelle Ebene?
Oh ja, das ist ein sehr großes Thema … ! Ohne die geistige Ebene ist diese Arbeit … ist Heilung gar nicht möglich. Für mich bedeutet spirituell „das Ganze umfassend“. Wenn wir alles in uns verbinden: die feinstoffliche Ebene mit ihren vorgeburtlichen Prägungen, Muskeltonus, Körpergespür, Gefühle in der Begegnung, das intellektuelle Verstehen und die Poesie der richtigen Worte, dann kann die Verbundenheit mit „allem was ist“ ganz von selbst und spontan entstehen. Aber je weiter wir nach oben wollen, desto tiefere Wurzeln brauchen wir
Das klingt wie eine gute Zusammenfassung!
Ja, finde ich auch.
Danke Dir für das Interview, Philipp!
Das vollständige Interview unter www.catlike.de


Dipl.-Psych. Philipp Alsleben, HP
Praxis für Körper-Psychotherapie
Bertoldstr. 45, Freiburg
Telefon: 0761 4537346