Schamanismus – Wunder geschehen nicht gegen die Natur, sondern gegen unser Wissen von der Natur

von | 31. Januar 2022

Schamanismus ist einer der ältesten ganzheitlichen Heilswege der Menschheit. In Zeiten und Kulturen, in denen die Menschen noch sehr viel mehr in und mit der Natur lebten, war es überlebens­notwendig, einen guten Kontakt zu allem was ist – sichtbar und unsichtbar – zu pflegen. „Schamane“ ist ein Name, der aus der sibirischen Tradition übernommen wurde und mittlerweile in allen Kulturen gebräuchlich ist. Es bedeutet „der im Dunkeln sieht“, „der sich schüttelt“. Es sind Heiler:innen, Priester:innen, Therapeut:innen, Sozialarbeiter:innen, Künstler:innen, Handwerker:innen, Stammesführer:innen, Seher:innen, Ritualhalter:innen und vieles mehr. Jede Kultur hat ihre eignen Kriterien für das, was eine:n Schaman:in ausmacht.

Schaman:innen sind Vermittelnde zwischen den Welten. Früher wurde diese Fähigkeit gebraucht um Nahrungsquellen zu finden, um das Wetter einzuschätzen, um den richtigen Ort zum Lagern oder den richtigen Zeitpunkt für alles zu finden. Die Schaman:innen sind dafür zuständig, die Harmonie zwischen den Welten herzustellen, man könnte auch sagen, die kosmische Ordnung wieder herzustellen. 

Schamanismus ist keine Glaubenssache, er beruht ausschließlich auf empirischen Erfahrungen und Einsichten aus Jahrtausenden. Die Gesetze des Universums, die wir in diesem Kontext erleben, sind ein zeitloses Wissen, das aus dem Urgrund unseres Seins (dem kollektiven Unbewussten), wie eine Quelle hervortritt. Der Schamanismus gilt als älteste spirituelle Praxis, worauf Höhlenzeichnungen von vor über 10.000 Jahren hinweisen. Man geht im Schamanismus davon aus, dass alles was ist, belebt ist. Steine, Pflanzen, Tiere, Elemente … alles hat einen Geist bzw. „Spirit“ und wir können daher mit allem in Verbindung treten. 

Die verschiedenen Parallelwelten im Schamanismus

In der schamanischen Weltsicht gibt es, je nach Kultur, mindestens drei, manchmal jedoch auch sehr viele verschiedene Ebenen der Existenz. Die Reisen in die verschiedenen Welten werden meist mit Hilfe von Trommeln oder Rasseln gemacht. Die Klänge der Instrumente versetzen uns in einen veränderten Bewusstseinszustand, die den Traum-/Theta-Wellen unseres Gehirns entsprechen. Daher erleben die meisten Menschen Bilder und sehr konkrete Sinneseindrücke, wie in einem Traum. Es gibt auch pflanzeninduzierte Reisen, die mit erfahrenen Schaman:innen aus indigenen Kulturen oder gut ausgebildeten Therapeut:innen zu tiefgreifenden Lebenserfahrungen werden können. In einem Großteil der schamanischen Kulturen wird jedoch ohne Substanzen gelehrt und gearbeitet. Monotone Klänge, Meditation, Wandern in der Natur, das Rauschen von Wasser … all das trägt dazu bei, unser Bewusstsein zu erweitern. 

Unsere Alltagswelt ist die sogenannte „Mittlere Welt“. In ihr sehen, fühlen, hören, agieren und reagieren wir täglich. Die unsichtbare Ebene unserer Alltagswelt ist die Energie, aus der alles be- und entsteht. Sie wird als „Nichtalltägliche Wirklichkeit“ oder „Anderswelt“ bezeichnet. Ist diese Energie geordnet, organisiert und strukturiert, entsteht daraus Materie. Mit dieser Energie können wir in Kontakt treten und darin Veränderungen für die sichtbare Welt erwirken. Zum Beispiel können wir auf einer Reise um die helfende Kraft einer Pflanze bitten, die sich dann als Spirit zur Verfügung stellt. Auch Landschaften haben einen Astralkörper und wirken auf unseren Gesundheitszustand. Wer kennt das nicht, wie kräftigend eine Bergwanderung sein kann oder wie reinigend und erlösend ein Bad im Meer. In der Mittleren Welt finden wir die Spirits der Elemente, Erde, Feuer, Wasser, Luft, die sich als Kobolde, Salamander, Elfen, Feen, Nixen oder Wassermänner auch in unseren Märchen und Mythen zeigen. Sie sind Helfer:innen für unseren spirituellen und unseren materiellen Körper.

Die sogenannte „Untere Welt“ ist außerhalb unseres alltäglichen Zeit-Raum-Gefüges. Sie entspricht unserem Unterbewusstsein, der Ebene unserer Seele, zu der wir normalerweise wenig oder keinen Zugang haben. Wer sich auf den schamanischen Heilweg begibt, wird als erstes lernen, die eigene Kraft zu stärken und zu zentrieren. Dies geschieht über den Kontakt mit „Verbündeten“. Bei einer Reise durch das Innere der Erde gelangen wir in den Raum unseres Unterbewusstseins, wo das magische Wissen um unsere spirituellen Verbündeten der Erde ruht. In ihr begegnen wir den Krafttieren und Pflanzenhelfern. Sie können uns helfen aufzuspüren, was uns nicht guttut und was wir verabschieden können. Das heißt, verdrängte Erfahrungen, negative Glaubenssätze, Gedanken, Gefühle und Konditionierungen, die wir aus unserer Lebensgeschichte mitbringen, die uns im Hintergrund beeinflussen und oft beschweren, können mithilfe von schamanischen Reisen transformiert werden.

Die „Obere Welt“ entspricht dem kosmischen Bewusstsein. In ihr sind wir mit unserer spirituellen Seele verbunden. Tiefe spirituelle Erfahrungen, wie das Erleben von Einssein mit der Schöpfung, können in diesen Reisen entstehen. In dieser Ebene begegnen wir Engeln, Göttinnen und Göttern, aufgestiegenen Meister:innen sowie Ahn:innen aus unserer Linie. Ein:e persönliche:r spirituelle:r Lehrer:in kann uns tagtäglich unterstützen. Auch die Kommunikation mit Verstorbenen kann auf dieser Ebene durchgeführt werden. Durch eine Oberweltreise können wir herausfinden, woher unsere Seele kommt und was unsere Mission hier auf Erden ist.

Das schamanische Verständnis von Heilung

Die schamanische Heilkunst versteht Krankheit als einen Spiegel der Disharmonie, in der ein Mensch mit sich selbst, mit der Natur oder dem Kosmos ist. Es wird grundsätzlich mit dem „Spirit“ und der Seele der Betroffenen gearbeitet. Schaman:innen sind Wander:innen zwischen den Welten. Die Spirits sind ihre Verbündeten und Helfenden. Sie kann mithilfe von verschiedenen Techniken in die Nichtalltägliche Wirklichkeit reisen, dort Botschaften erhalten und heilende Kräfte aus der spirituellen Ebene in die körperlich / materielle Welt übertragen. 

Schamanische Heilung be­steht darin, die Selbst­heilungskräfte der Klient:innen zu finden und zu aktivieren. Die Arbeit ist in erster Linie spirituell. Die Heiler:innen stellen sich als Vermittler:innen spiritueller und energetischer Heilkräfte zur Verfügung. Diese wirken wie ein hohler Knochen, der die unsichtbaren Kräfte in den Körper der Klient:in einfließen lässt. Nicht sie sind die Heilenden, sondern die Kraft der „Spirits“ und Verbündeten.

In diesem Sinne können auch traumatische Erlebnisse, bei denen sich eventuell Anteile der Seele aus dem Körper gelöst haben, in der Anderswelt wiedergefunden und zurückgebracht werden. Auch bei Operationen können Organseelenteile verloren gehen. Eine wunderbare Unterstützung des körperlichen Heilungsprozesses ist es, diese Organseelenenergie wieder zurückzubringen.

Schamanismus ersetzt nicht unsere westliche oder andere Medizin. Sie ist eine andere Ebene der Heilung und ich persönlich sehe immer das Zusammenspiel der verschiedenen Diszi­plinen als den sinnvollen Weg zu ganzheitlicher ­Genesung.

Carmen Gaadt

Carmen Gaadt

Praxis Seelen-Weg

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