Bitterstoffe: Gutes für den Magen

Es gibt allerdings auch Speisen, Heilpflanzen, Gewürze und pflanzliche Arzneimittel, die dem Magen gut tun, da sie Bitterstoffe enthalten. Bitterstoffe entfalten schon in der Mundhöhle ihre Wirkung. Sie lassen den Speichel fließen und gleichzeitig kurbeln sie die Produktion von Magen-, Galle- und Bauchspeicheldrüsensaft an.
Die gute Küche kennt auch Bitteres
In alten Küchentraditionen wurde immer darauf geachtet, dass auch bitter schmeckende Speisen auf den Tisch kommen. Aus Erfahrung wusste man, dass diese der Verdauung gut tun. Doch die Geschmäcker haben sich verändert. Während die Menschen zu früheren Zeiten offenbar kein Problem mit bitteren Geschmacksnoten hatten, werden diese heute als eher unangenehm empfunden. Schuld daran ist auch eine „Normierung“ des Geschmacks durch Fertiggerichte. So war auch das Gemüse früherer Zeiten wesentlich reicher an Bitterstoffen, denn aus „modernen“ Gemüsesorten und anderen Nahrungsmitteln ist zugunsten eines „angenehmeren“, süßeren Geschmacks der Großteil der Bitterstoffe herausgezüchtet worden. Wer verdauungsfreundlich kochen will, sollte also bewusst bittere Lebensmittel aus ökologischem Anbau mit einbeziehen: Salate wie Chicoree, Endivien, Radicchio, Rucola; Gemüse wie Blumenkohl, Rosenkohl (Vorsicht, kann auch Blähungen verursachen!), Spinat, Mangold, Fenchel, Brokkoli und Artischocken; Getreide wie Hirse und Amaranth; Obst wie Grapefruit, Orangen und Zitronen.
Der Endiviensalat – reich an Mineralien
Am Endiviensalat scheiden sich die Geister, da er aufgrund des Milchsaftes bitter schmeckt. Viele versuchen daher, dem Salat die Bitterstoffe durch Einlegen in lauwarmes Wasser zu entziehen. Dabei sind gerade die Bitterstoffe (bei Endivie: Lactucopikrin) besonders gesund. Wie alle bitter schmeckenden Salate sollte man ihn vor dem Hauptgang genießen, denn dann wirkt er appetitanregend und stimuliert die Magensäfte. Endiviensalat hat einen verhältnismäßig hohen Gehalt an Mineralstoffen (Kalium, Kalzium) und einigen Vitaminen, vor allem Folsäure und Vitamin A.
Richtig würzen mit Kräutern und Wildpflanzen
Aromatische Bitterstoffe sind in Gewürzpflanzen wie Basilikum, Bohnenkraut, Rosmarin, Estragon, Salbei, Thymian oder auch in Wermut, Calmus, Kurkuma, Engelwurz, Liebstöckel, Galgant und in Doldenblütlern wie Anis, Kümmel, Fenchel, Koriander sowie Dill enthalten. Reichliches Würzen mit Küchenkräutern macht vor allem fette, schwere Speisen besser verträglich. Sie regen die Verdauungsenzyme an und fördern so die Fettverdauung, lösen krampfartige Schmerzen im Magen-Darm-Bereich und vertreiben Blähungen. Auch gesammelte Wildpflanzen sind eine interessante Bereicherung für den Speiseplan, weil sie einen hohen Anteil an Bitterstoffen haben, so z. B. Sauerampfer, Löwenzahn oder Bärlauch.
Kümmel – gut zu Deftigem
Nicht alle mögen den Kümmel, aber er ist der ideale Begleiter zu allen deftigen Speisen. Auch macht er sich gut zu Brot, Gulasch, Kraut und Käse. Das Küchengewürz macht schwere Speisen, besonders fetthaltige Fleischgerichte, leichter verdaulich. Wirksam ist das ätherische Öl des Kümmels: Es bewirkt es, dass mehr Magensäure ausgeschüttet und so der Appetit angeregt wird. Zudem entspannt das ätherische Öl die Muskulatur im Verdauungstrakt und wirkt damit Blähungen und Völlegefühl entgegen. Und schließlich besitzt das Öl antibakterielle Eigenschaften und bekämpft potenzielle Krankheitserreger.
Bittere Medizin aus Heilpflanzen
Bitterstoffe gehören zu den wichtigsten Arzneistoffen der Naturheilkunde und sind bevorzugt in Wildpflanzen und Kräutern enthalten. Die wichtigsten pflanzlichen Verdauungshelfer sind Artischockenblätter, Mariendistel, Angelikawurzel (Engelwurz), Löwenzahn, Enzianwurzel, Tausendgüldenkraut, Kamille, Schafgarbe, Süßholzwurzel und Wermut. Sie sind teilweise Bestandteil von Verdauungstees oder erhältlich als Fertigpräparate (Dragees, Kapseln, Tabletten, Tropfen) und wirken krampflösend, entblähend, entzündungshemmend und leberschützend.
Artischockenblätter – Schutz für die Leber
Die distelartige Artischocke stammt aus dem Mittelmeerraum und ist dort schon seit alters her eine beliebte Gemüsespezialität. Bei uns hat sie sich erst spät eingebürgert. Die medizinischen Wirkstoffe der Artischocke sind die Extrakte ihrer Blätter, die Kaffeesäurederivate wie das Cynarin enthalten. Dieser Stoff schützt die Leber vor Giften und regt die Gallenblase dazu an, mehr Gallensäure in den Darm abzugeben. Dies fördert die Verdauung von Fetten. Darüber hinaus wirkt der Artischockenextrakt blutfett- und cholesterinsenkend, entzündungshemmend und krampflösend.
Bitter zum Dessert – Bitterschokolade
Früher nannte man sie mal „Herrenschokolade“, weil Kinder sie nicht mögen. Heute wird sie aber immer beliebter. Bitterschokolade besteht zu mindestens 60 Prozent aus Kakaomasse. Sie stimuliert aber weniger die Verdauung als vielmehr das Herz-Kreislauf-System.