Wenn‘s beim Liebemachen schmerzt

von | 14. November 2022

Schmerzvollen Sex hat fast jede Frau schon erlebt und oft fragen sich die Partner hilflos: „Was kann ich tun?“ 

Treten Schmerzen im Liebesakt häufig auf, führt das langsam aber sicher dazu, dass die Lust in den Hintergrund tritt und die sexuellen Begegnungen ihren Reiz verlieren. Die Beziehung wird in ihrem Kern erschüttert und oft stellt sich Ratlosigkeit gepaart mit Sprachlosigkeit ein. Für viele Frauen hat hier längst ein Leidensweg begonnen. Sich innerlich beschäftigend mit der Frage: „Was stimmt nicht mit mir?“, wagen nur wenige Frauen und noch weniger Paare den Schritt nach außen, um professionelle Hilfe zu finden. Oftmals hören sie den freundlichen, obgleich nutzlosen Rat: „Entspannen Sie sich, das wird dann schon!“ Aus meiner Erfahrung mit vielen Klient:innen ist das zu diesem Zeitpunkt nicht möglich. Die Angst, es könnte beim nächsten Liebesakt wieder weh tun, steigt und damit auch die Wahrscheinlichkeit, dass die innerliche Verkrampfung zunimmt.

Aus meinem Praxisalltag

Ich möchte hier Mut machen, indem ich Erfahrungen aus meinem Praxisalltag teile. Außerdem kann ich zeigen, dass viele Frauen und Paare Ähnliches erleben und dass es sich durchaus lohnt, weiter den Pfad in eine schmerzfreie, schöne Sexualität zu verfolgen.

Bei allen Frauen, über die ich hier schreibe, erschienen die Schmerzen plötzlich und unerwartet, ohne dass sie zuvor traumatische Erlebnisse hatten. 

Vaginismus – Angst versus Wissen

Allzu oft ist die erste sexuelle Erfahrung wie ein Sprung ins kalte Wasser. Es fehlt hier an persönlichem Wissen über die eigene sinnliche Natur. Wir kennen meist weder unsere sexuellen Vorlieben, noch sind wir kommunikativ ausgebildet, die eigenen Bedürfnisse im Liebesakt zu formulieren. Die wenigsten Frauen wissen, dass Vertrauen und Ehrlichkeit die Basis beim Sex sind. Erst wenn wir uns wirklich sicher und geborgen fühlen, findet ein körperliches und seelisches Sich-öffnen statt. In diesen Momenten sind wir besonders weich und dadurch verletzlich. Wird diese Basis in der Unerfahrenheit und Unkenntnis, egal ob jung oder alt, übersehen, dann hat der Körper die Möglichkeit sich zu schützen. Indem er sich innerlich anspannt, wird dann das sinnliche Erleben weniger fühlbar. Diese körperliche Anspannung kann jedoch auch so weit gehen, dass sie zu einer kompletten Verkrampfung des Beckenbodens führt und somit zu einem Verschluss der Vagina. Dies wird in der Medizin „Vaginismus“ genannt.

Anja, 25 Jahre, beschreibt die Erfahrung ihrer ersten sexuellen Begegnung mit 17 Jahren folgend: „ Es fühlte sich wie eine Wand an. Meine Vagina ist wie zu gewesen und Sex war unmöglich, ganz gleich, welche Position wir wählten.“ Nach neun Jahren Leidensweg ist sie nun aber vom Vaginismus geheilt. Während der gemeinsamen Behandlungszeit stellten wir fest, dass Unkenntnis, Unwissenheit und viel Angst der Grund für den Vaginismus waren.

An dieser Stelle würde ich mir kulturell eine Art Liebesschulung wünschen, die auf achtsame und freundliche Weise sexuell bildet. „Let’s talk about Sex“, bei Kaffee und Kuchen, könnte auch eine schöne Form des Erfahrungsaustauschs sein.

Nach der Geburt –Lust und Schmerzen

Sophie fasst ihren Heilungsweg durch die Behandlung folgendermaßen zusammen: „Nachdem ich meinen Sohn unerwartet per Kaiserschnitt geboren hatte, stellte ich ziemlich schnell fest, dass meine sexuelle Lust verschwunden war, was ja auch völlig normal ist nach einer Geburt. Aber vor allem hatte ich auch noch nach sechs Monaten Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, was meine Unlust zudem verstärkte. Auf meinem Weg der Heilung machte ich mich auf die Suche, dieses Thema zu ergründen und zu verstehen und bin so auf die „Sinnliche Frauenheilkunde“ gestoßen. Ich war sehr motiviert und offen dieses Thema anzugehen und hatte Vertrauen, dass es besser wird. Durch viele Gespräche und Überlegungen, aber vor allem durch Körperarbeit anhand von Massagen und sinnlichen Berührungen bin ich auf Punkte gestoßen, die mich berührt und erstaunt haben. Es tat mir unheimlich gut, sanft berührt zu werden und dadurch wieder Kontakt zu meiner Weiblichkeit, meiner Fruchtbarkeit und meiner Lust zu finden. Es waren diese Stunden, bei denen ich mir selbst sehr nahe war und mir Zeit für meinen Körper genommen und gegeben habe. Wir sind auch auf die Suche nach dem Schmerzpunkt gegangen und ich stellte fest, dass ich durch die Berührungen entspannen und somit loslassen konnte. Hierdurch ist der Schmerz weniger geworden. Ich finde es enorm wichtig, dass Frauen offen und ohne Scham darüber sprechen und sich austauschen können, dass ihnen vor allem auch dieser Raum geboten wird, wo sie sich gehört und verstanden fühlen und wo sie Heilung finden.“

Wechseljahre –
Zeit sinnlicher Neuorientierung

Ein weiteres, wichtiges Thema wenn es um Schmerzen geht sind die Wechseljahre. Frauen beschreiben ihren Körper in dieser Zeit oftmals als dünnhäutiger und empfindsamer. Die Vulva ist oft trockner und Lustlosigkeit stellt sich schneller ein.

Für viele Frauen sind diese Jahre eine Zeit der sinnlichen Neuorientierung. Dabei können Massagen, Luna Yoga und Gespräche eine große Hilfe sein. Meist führt der heilsame Weg in den Körper, ins Becken hinein, den G-Punkt trainierend den eigenen Bedürfnissen vertrauend, um damit die sexuelle Identität zu erfrischen und zu vertiefen. Denn eins ist klar: In diesem Alter verschwindet der Gedanke, „und wenn ich schwanger bin?“ Schamloser und freier Sex ist möglich. 

Schöne Sexualität

Warum wir glauben, dass Sex immer funktioniert und sofort ein schönes Erleben ist, kann nur eine Denkfalle sein. Logisch ist, dass es auch auf diesem Gebiet Anfänger, Fortgeschrittene und Lehrende gibt. Mit diesem Gedanken möchte ich Mut machen, damit betroffene Frauen und Paare sich leichter auf diesem Weg begleiten lassen. Eine schöne Sexualität ist erlernbar!

Ein sehr eindrückliches Erlebnis hatte ich am Rhein. Eine Kollegin hatte sich gerade eine kleine Auszeit genommen, um an einem neuen Herzensprojekt zu arbeiten. Auf der Fahrt vom Rheinland in den Schwarzwald bekam sie die Eingebung, an der Loreley Halt zu machen und dort auf den Felsen zu steigen. 

Zur selben Zeit war ich auf der Rückfahrt vom Bodensee nach Freiburg und hatte den Impuls, bei der Klosterinsel Werd bei Stein am Rhein einen Zwischenstopp einzulegen. Kurz zuvor hatte mir die Kollegin per Sprachnachricht mitgeteilt, sie stünde nun auf dem Loreley-Felsen, habe schon mit den Elementarwesen vor Ort Kontakt aufgenommen und wolle mich fragen, ob ich noch eine Idee habe, was dort noch zu tun sei. Ich wusste darauf zunächst keine Antwort, beschloss aber, sie vom Parkplatz der Insel sofort zurückzurufen. Schließlich wollte ich sie an diesem nasskalten Novembertag nicht zu lange da oben warten lassen. Auf dem Weg zur Klosterinsel wählte ich ihre Nummer. Mitten auf dem Steg über den Rhein wurde ich in meiner Bewegung gestoppt und hielt inne.

In diesem Moment öffnete sich etwas in meinem Bewusstsein. Ich hatte eine sehr klare Schau, warum ich hier war. Und sie dort. Ich war gedanklich davon ausgegangen, ich sei an diesem Tag am Bodensee gewesen. Tatsächlich aber war ich ja nun am Rhein, am selben Fluss, zu dem auch meine Kollegin sich hingezogen gefühlt hatte. Ich an einer Stelle, wo er gerade aus dem Bodensee geflossen war und noch recht flach ist. Sie viele hundert Kilometer weiter an einer Stelle, an welcher der Rhein sehr tief und schnell ist. Und ich stand auf dem Steg mitten im Fluss direkt über dem Wasser. Sie auch, hoch oben auf dem Felsen. Und es war klar. Es ging um diese Verbindung, um das Wasser, dass unter uns floss und gleichzeitig um unsere Herzensverbindung in einem gemeinsamen Projekt. Es kam gar nicht darauf an, etwas Bestimmtes zu tun. Sondern es war wichtig, genau in diesem Moment an dieser Stelle präsent zu sein und zu empfangen. Ich hier. Sie dort. Wir bekamen beide gleichzeitig wichtige Impulse für unsere Arbeit. Uns wurde gezeigt, welche Rolle das Wasser in unserem gemeinsamen Projekt spielen könnte. Es ging um die Heilkraft des Wasser, aber auch um die Heilung des Wassers durch unsere Präsenz und Bewusstsein. 

Es fühlte sich an, als wären wir zwei menschliche Akupunkturnadeln, die spontan aus einem inneren Impuls heraus, eine Verbindung hergestellt hatten. Diese Verbindung brachte etwas in Fluss. In uns, in unserem Bewusstsein und in unserem gemeinsamen Wirken. Daraus entstand dann auch der Impuls, das Thema „Anthropunktur – Menschen als Akupunkturnadeln in der Landschaft“ weiter zu erkunden.

Evelin Bloß

Evelin Bloß

Heilpraktikerin, Luna Yoga® Lehrerin, Sinnliche Frauenheilkunde

Ingeborg-Drewitz-Allee 3
79111 Freiburg
Tel.: 0157-71076759