Was tun bei Problemen mit der Verdauung?

Kein Wunder, wenn dann an Neujahr Magen, Darm und Galle die weiße Fahne hissen. War der Vorsatz der Mäßigung nicht von Erfolg gekrönt, können Präparate aus der Apotheke das Bauchgrimmen lindern.
Es sagt sich ja so leicht, dass man in diesem Dezember nicht wieder so über die Stränge schlagen will wie im letzten. Steht erst einmal wieder der Plätzchenteller auf dem Tisch, greift die Hand ganz automatisch hinein in die süße Pracht. Und wer kann schon nein sagen, wenn an Weihnachten köstlicher Bratenduft das Haus erfüllt! Gern nimmt man noch einen kräftigen Nachschlag. In der Silvesternacht schließlich müssen die Sektkorken genauso knallen wie die Böller und Raketen. Unsere Geschmacksnerven freuen sich in dieser Zeit wie die Schneekönige, den Magen fragt man besser nicht nach seiner Meinung. Der so beharrliche Ignorierte schmollt jedoch, wenn man es zu toll treibt. Magenschmerzen, Sodbrennen, Verstopfung, Blähungen oder gar peinvolle Gallenkoliken melden sich bevorzugt in der Zeit, in der wir es uns besonders gut gehen lassen.
Keine Frage, die Köstlichkeiten, die rund um Weihnachten und Silvester auf den Tisch kommen, schmecken nicht nur gut, sie sind auch ein wichtiger Bestandteil des familiären Zusammenseins und stiften nach dem Motto „die Liebe geht durch den Magen“ auch Behaglichkeit. Sie sind nur nicht eben das, was man unter einer gesunden Ernährung versteht. Dafür sind die Anteile an Fett und Zucker zu hoch. Ein guter Appetit und allzu üppige Portionen überfordern dann leicht die Verdauungsorgane. So sorgt ein übervoller Magen für Magendrücken und Luftnot, wenn das die Atmung steuernde Zwerchfell eingezwängt wird. Kuchen, Schokolade und die Weihnachtsgans tragen mit ihrem Fettanteil zu einem trägen Darm bei. Verstopfung ist daher die natürliche Folge, wenn man in den Speiseplan nicht zugleich Ballaststoffe wie Vollkornbrot, rohes Gemüse und Obst einbaut.
Große Mengen an Fett, Zucker und Alkohol können auch Blähungen und Sodbrennen mitverursachen. So bilden sich Gase im Darm, wenn Bauchspeicheldrüse und Galle nicht ausreichend in der Lage sind, Fette aufzuspalten. Sodbrennen wiederum entsteht durch den Rückfluss von Magensäure und vorverdautem Nahrungsbrei in die Speiseröhre. Normalerweise wird das Zurückfließen durch einen Ringmuskel verhindert. Fette Mahlzeiten sowie Alkohol und Nikotin reduzieren jedoch die Muskelspannung. Gerade der „Verdauungsschnaps“ nach dem Festmenü und dem Dessert kann also der Tropfen zu viel sein, der das Fass buchstäblich zum Überlaufen bringt. Nicht zuletzt erhöhen schwere, fettreiche Mahlzeiten auch die Wahrscheinlichkeit einer Gallenkolik, die durch eine Blockade des Gallengangs durch Gallensteine ausgelöst wird. Da sich die Beschwerden gern nach dem Zubettgehen bemerkbar machen, ist die vielbesungene „Stille Nacht“ dann rasch vorbei.
Vernunft und gute Hilfsmittel
Um Ungemach in Magen und Darm abzuwenden, wäre es klüger, häufiger dem Verstand als den Gelüsten zu folgen. Und das heißt: Nichts übertreiben und wissen, wann’s genug ist. Auch wenn der Dezember vom ersten Advent bis zum Silvesterabend ausgefüllt ist mit festlichen Anlässen, muss man sich nicht jeder Versuchung aussetzen oder ihr gar ungehemmt nachgeben. Maßvoll genießt es sich oft sogar besser! So muss der Plätzchenteller ja keineswegs jeden Tag auf dem Tisch stehen. Auch bekommt es der Verdauung sehr gut, wenn man sich zwischen den Festtagen besonders gesund ernährt, beispielsweise mit fleischloser Küche, Salaten, Obst und Vollwertkost, die reich an Ballaststoffen ist. Die gelegentliche Völlerei fällt dann nicht so ins Gewicht und wird von den Verdauungsorganen auch meist gut verkraftet. Auch auf das „wie“ des Essens kommt es übrigens an: Wer langsam isst, gut kaut und keine Luft verschluckt, erspart dem Magen eine Menge Arbeit.
Eine notwendige Ergänzung zu gutem Essen ist möglichst viel Bewegung. Auch wenn das winterliche Wetter nicht immer einladend ist, wirkt ein längerer Verdauungsspaziergang wahre Wunder, wenn der Magen drückt. So kommt auch der Darm in Schwung und der Stuhlgang wird angeregt. Unterstützen kann man die Verdauung, indem man täglich vor und nach den Mahlzeiten lauwarmes Wasser trinkt. Auch ein Espresso ist nicht verkehrt, denn das Koffein regt die Verdauung und den Stoffwechsel an.
Sind die Beschwerden aber einmal da, gibt es auch Abhilfe, entweder durch nützliche Hausmittel oder durch Mittel aus der Apotheke. Bei Blähungen, Völlegefühl und Übelkeit bewähren sich Tees aus Anis, Fenchel, Kamille, Pfefferminze und Kümmel oder Präparate, die z. B. Artischocke und Mariendistel enthalten. Artischocke und Mariendistel kurbeln die Produktion von Gallensaft an und unterstützen so die Fettverdauung. Medikamente speziell gegen Blähungen enthalten oft die Wirkstoffe Dimeticon oder Simethicon – sie entschäumen und lösen Gasblasen im Darm auf. Bei einem gereizten Magen ist oft auch ein Mittel hilfreich, das die Magensäuresekretion beeinflusst. Auf sanfte, schonende Weise ist dies mit einem enzymatisch wirkenden Mittel möglich. Die zugesetzten Verdauungsenzyme nehmen Einfluss auf die Säureproduktion und optimieren die gesamten Verdauungsvorgänge, indem sie die Aufspaltung der Nährstoffe erleichtern. Wird das Sodbrennen zur Qual, können ein Glas Milch, Möhrensaft, ein geriebener Apfel, Sellerie, Sauerkraut oder in Wasser gelöste Heilerde die überschüssige Magensäure neutralisieren. Gegen Sodbrennen gibt es allerdings auch rezeptfreie Medikamente mit Wirkstoffen wie Kalzium- und Magnesiumkarbonat, Aluminium- und Magnesiumhydroxid, Hydrotalcid und Magaldrat. Diese gibt es als Tablette, Kautablette oder Liquid. Wenn es längere Zeit mit dem Stuhlgang nicht klappen will, stehen unterschiedliche pflanzliche und synthetische Präparate zur Verfügung, wie z. B. Indische Flohsamen oder Medikamente mit Lactose, Macrogol, Bisacodyl oder Natriumpicosulfat. Abführmittel sollten grundsätzlich mit viel Flüssigkeit eingenommen werden. Sind die Verdauungsbeschwerden mit Darmkrämpfen verbunden, empfehlen sich krampflösende Mittel wie Butylscopolamin oder Mebeverin. Bisweilen hilft aber auch schon eine simple Wärmflasche auf dem rebellierenden Bauch.